„Höret die Drescher, sie schlagen im Takt, klipp-klapp, klipp-klapp, klipp-klapp…“ – Die 4. Klasse auf dem Weg zum täglich‘ Brot

Vergangene Woche war es auf dem Demeter-Hof Sackern in Wetter an der Ruhr endlich soweit: Die Schüler durften die vor den Sommerferien eigenhändig geernteten Roggengarben aus der Scheune holen, um diese zu dreschen und anschließend das Korn zu mahlen wie „Anno dazumal“, alles unter fachkundiger Anleitung von Landwirt Kai Holtröhr.
Im Rahmen ihrer Epoche „Vom Korn zum Brot“ hatten sie ihr Saatgut zeitig im Jahr auf ihrem „eigenen“ Feld ausgebracht, nachdem sie den Acker zuvor mit einem museumsreifen Handpflug und purer Muskelkraft vorbereitet hatten.
Überhaupt war stets Handarbeit angesagt, wo heute ein Fuhrpark spezialisierter Maschinen dem Boden die Feldfrüchte „abringt“. So auch beim Dreschen und Weiterverarbeiten des selbst angebauten Getreides, ganz so, wie es zuletzt zu Beginn des 19. Jahrhunderts üblich war, als die industrielle Revolution sich noch gut hundert Jahre Zeit ließ und mit ihr die Technisierung in der Landwirtschaft, als ein bäuerlicher Betrieb noch rund 360 Arbeitsstunden aufbringen musste, um den Ernteertrag eines einzigen Hektars zu mähen und zu dreschen.
Doch anders als im 19. Jahrhundert begann der Drusch für die Viertklässler nicht in der Tenne, sondern mit einem etwa 4 Meter langen Teppich, den die Schüler zunächst voller Tatendrang zu mehreren schulterten und ins Freie trugen. Auf der Hofwiese ausgebreitet und mit einer großen Plane bedeckt bot er die perfekte Unterlage für die bevorstehende Unternehmung: Nachdem die Garben darauf ausgebreitet waren, übten je vier Schüler reihum im Takt mit den Dreschflegeln umzugehen, um die Roggenkörner aus den Ähren zu schlagen. Mit Hilfe eines angestimmten Drescherliedes gelang es dann auch meist nach ein paar Schlägen, gut im Takt zu zusammenzuarbeiten: „…klipp-klapp, klipp-klapp, klipp-klapp „. Als die Drescher jeweils nach einigen Minuten ihr hölzernes Arbeitsgerät an ihre Ablösung weiterreichen konnten, waren die Schüler aber trotz allen Eifers meist froh, hatten sie doch hautnah erleben können, wie anstrengend diese Arbeit früher gewesen ist.
Die herausgedroschenen Getreidekörner wurden zusammengefegt, grob vom Stroh befreit und anschließend auf einem Bettlaken ausgebreitet. Nun galt es die Spreu vom Korn zu trennen: Dazu spannten je zwei Schüler schwungvoll das Laken, sodass die Körner in die Luft geschleudert wurden, die leichtere Spreu jedoch vom Wind weggetragen werden konnte. Geschicklichkeit, das richtige Gefühl und wieder einmal Teamwork brauchte es, damit die wertvolle Ernte auch wieder sicher im Tuch landete. Das gelang nicht immer so ganz, unter viel Gelächter vollführten die Schüler so manche „Verrenkung“, um an’s Ziel zu kommen, doch schließlich hatten sie eine ordentliche Menge Roggenkörner beisammen. Diese schütteten sie vorsichtig in die aufgestellte Handmühle – eine Art hölzernen Schemel mit umgebendem Ring, auf dem zwei schwere Mahlsteine ruhen, darunter eine hölzerne Schublade, um das Mehl aufzufangen. Und wieder hieß es: „Muskeln gefragt!“, denn der obere Mahlstein musste mittels einer Handkurbel angetrieben werden. Auch bei dieser Aufgabe hatten wieder alle Spaß daran, zu zeigen, wie viel Kraft in ihnen steckt, sodass zugleich mehrere Schüler die Mühle sichern mussten. Außerdem hatte die Klasse noch auf dem nahen Feld bei der Möhrenernte geholfen, wobei die eine oder andere gelbe Rübe natürlich sofort im Bauch statt in der Gemüsekiste landete.
Zum Ende dieses schweißtreibenden Vormittags konnten die Viertklässler schließlich eine große Tüte selbst erarbeitetes Roggenmehl mitnehmen, die sie in der Schulküche zu leckeren Frühstücksbrötchen verarbeiten wollen. So kehrten alle bereichert an urtümlichen Erfahrungen und gestärkt zur Schule zurück.

Stephanie Möller

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