Jeden Morgen um 8.00 Uhr schließen sich die Türen der Klassen hinter den Schülerinnen und Schülern, hinter den Lehrerinnen und Lehrern unserer Schule. Es wird still auf den Fluren der vier Häuser. Nur hier und da sind einzelne Flötentöne, Rezitieren, rhythmisches Gestampfe oder Gesang, zuweilen auch die etwas lauter werdende Stimme eines Lehrers oder einer Lehrerin zu
hören. Was geschieht hinter den Türen der Klassen? Was wird da geübt? Wie lernt eine 1. Klasse ein Gedicht, wie eine 11. Klasse? Wie verändert sich die künstlerische Arbeit im Verhältnis zur Entwicklung der Kinder? Wie unterschiedlich arbeiten Klassenlehrer und Oberstufenepochenlehrer? Monatsfeiern öffnen die Klassentüren und gewähren einen Einblick in
12 Jahre Waldorfschulzeit. Was sich „sehen und hören“ lassen kann, wird öffentlich. Schön für die Eltern die Entwicklung ihrer Kinder zu beobachten! Schön für die Schülerinnen und Schüler zu sehen, was kommt und was war!
MONATS FEIERN
Zur Geschichte der Monatsfeiern:
1919 schrieb das Württembergische Schulgesetz einen schulfreien Tag im Monat vor. Diese abstrakt gedachte »Entlastung« der Kinder war, vor allem für die Arbeiterhaushalte, eine Belastung und für die Kinder eine Unterbrechung des Wochenrhythmus. So richtete man an diesem Tag auf Anregung Rudolf Steiners eine »Monatsfeier« ein. Die Klassen führten da vorder übrigen Schule vor, was sie in den verschiedenen Fächern gearbeitet hatten. Die erste Monatsfeier fand bereits am 3. November 1919 statt. Bis zur Schließung 1938 blieb dies eine feste monatliche Einrichtung, die in den Schülern ein starkes Empfinden für die
Schulgemeinschaft weckte. (Aus der Internetseite Freie Waldorfschule Uhlandshöhe, Jubiläumsbilder.)
Auch heute noch feiern alle Waldorfschulen „Monatsfeiern“, wenn auch meist nur noch wenige im Jahr. An unserer Schule finden im Herbst die „Michaelimonatsfeier“, zur Karnevalszeit die „Faschingsmonatsfeier“ und gegen Ende des Schuljahres die „Johannimonatsfeier“ statt. Am Tag vor den Weihnachtsferien feiern zudem die Unter- und Mittelstufe und die Oberstufe
unabhängig voneinander eine kleine, besinnliche Weihnachtsfeier. Während zu Beginn des Schuljahres im Herbst im Gegensatz zum Naturkreislauf, oft nur erste „Keime und Knospen“, der in den Klassen geleisteten Arbeit zu sehen sind, lassen sich zur Johannimonatsfeier schon die Früchte der künstlerischen Arbeit eines Schuljahres erahnen. Die Faschingsmonatsfeier mit
einem von den Lehrern erdachten und gespielten Rahmenprogramm gehört zu den Highlights unseres Schullebens. So zeigen die Lehrer mit viel Liebe zum Detail, dass sie auch über sich selber schmunzeln können und sowohl für Schüler als auch die Eltern ist es immer wieder toll, die Lehrer auch von ihrer ausgelassenen, fröhlichen Seite kennen zu lernen.
Fast immer finden unsere Monatsfeiern samstags statt, um Gästen einen Einblick in das Schulleben zu ermöglichen. Ungefähr zwei Stunden dauert die Monatsfeier, aber durch eine Pause und viele lebendige Beiträge ist es immer ein kurzweiliger Morgen, wenn
die Klassen mit ihrem kleinen Bühnenprogramm einen Einblick in ihren Unterricht geben:
Bunt bekittelte Unterstüfler, die die Bühne in ein Farbenmeer tauchen, Chorgesänge von über 100 Kindern und Jugendlichen, kraftvoll rezitierende Schüler – die Schüler und Lehrer studieren mit viel Mühe und Freude die bereichernden Beiträge für die Monatsfeier ein.