40 Jahre Rudolf Steiner Schule Witten

Jubiläum-WEB-62-1Wir haben uns reichlich beschenkt! –

Die RSS Witten feierte ihr 40-jähriges Schuljubiläum mit exklusivem Programm und dank hochkarätiger Gäste mit gleich mehreren Höhepunkten.

Am Jubiläumswochenende tönte dieses Geburtstagsständchen, frei nach Rolf Zukowski, aus Hunderten von Kehlen über den Schulhof, fröhlich intoniert von der feiernden Schulgemeinschaft:

„… Unsere Schule gibt’s schon vierzig Jahre lang
Und um ihre Zukunft ist es uns nicht bang.
Wie schön, dass man hier mit Elan
Für’s Leben Vieles lernen kann,
Und das nicht nur mit dem Verstand,
Zugleich auch mit dem Herzen und der Hand.“ (Ahlborn/ Weiler)

Nun ist eine Woche des intensiven gemeinsamen Feierns vorüber, eine Zeit voll fröhlich-bunten Treibens an unserer Schule, ein farbenfrohes, mitreißendes Spektakel, bei dem doch auch der festliche Rahmen und Gedanken zum pädagogischen Handeln angesichts zukünftiger Aufgaben und Herausforderungen nicht fehlten. So verschieden wie die Menschen an unserer Schule, so vielgestaltig sah auch das Programm zur Geburtstagsfeier aus.

Jubiläum-WEB-1Den Auftakt zur Jubiläumswoche bildete ein Vortragsabend im Festsaal mit gleich zwei exzellenten Akteurinnen: Nachdem Nina Aristova, die Konzertpianistin unserer Schule, als virtuose Instrumentalsolistin am Flügel wie gewohnt eindrucksvoll leichthändig das Auditorium im Saal mit Klängen von Franz Liszt und Carl Philipp Emanuel Bach in eine feierliche Stimmung versetzt hatte, trat die renommierte Kinderärztin Dr. Michaela Glöckler ans Rednerpult. Jubiläum-WEB-5-1
Letztere hatte bis zu ihrer Emeritierung 2016 die Medizinische Sektion des Goetheanums in Dornach geleitet und war nun anlässlich unseres Schuljubiläums an ihren früheren Wirkungsort zurückgekehrt, war sie zuvor doch dieser Schule ein Jahrzehnt über als Schulärztin eng verbunden gewesen.

Jubiläum-WEB-3Das Thema des Abends „Die Pädagogik im Zeitalter der Digitalisierung“ hatte ob seiner Aktualität hinsichtlich der Herausforderungen, denen sich Familien und Lehrer heute gleichermaßen stellen müssen, annähernd 400 Zuhörer in den Festsaal gelockt. Angesichts der zunehmend technisierten Lebenswelt der Kinder und insbesondere der neu hinzugekommenen digitalen Lebenswelt müsse eine Erziehung zur Freiheit mit einer Erziehung zur Medienkompetenz Hand in Hand gehen, so Glöckler. Jubiläum-WEB-4Besonders wichtig sei es in dieser Hinsicht die neurophysiologischen Reifungsprozesse und neuropsychologischen Entwicklungsschritte des kleinen Kindes zu beachten, um zunächst ein gesundes „Beheimaten“ desselben in der realen Welt zu ermöglichen; die Nutzung digitaler Technik gehöre zwar heute zu einem selbstverständlichen Teil der persönlichen Aneignung von Welt, diese solle jedoch möglichst erst ab der späten Pubertät erfolgen. Glöckler unterstrich dabei die Verantwortung jedes Einzelnen positiven Einfluss auf die gesellschaftliche Kulturentwicklung zu nehmen, indem bei der Kindererziehung stets Zweierlei im Blick behalten werden müsse: Neben einem verantwortlichen Umgang mit Medien inklusive der notwendigen Reflexion von mit der Digitalisierung verbundenen Gefahren müsse dem Kind stets gleichermaßen auch geistige Orientierung und Hilfe zur Bewusstseinsbildung angeboten werden.
Zu der Frage, welche Handlungsmöglichkeiten Schule (in Zusammenarbeit mit den Eltern) hinsichtlich digitaler Medien und Lebenswelten konkret haben kann, soll in naher Zukunft weiter gearbeitet werden.

Jubiläum-WEB-7An dem folgenden Abend begann mit der Rede der Schulleitung und den Grußworten zahlreicher Gratulanten der offizielle Teil der Feierlichkeiten. So beglückwünschte Wittens Bürgermeisterin Sonja Leidemann die Festrede in ihrer Rede unsere Schule dabei auch für die sehr erfolgreich geleistete Integrationsarbeit an diesem Standort über die letzten Jahrzehnte. Die benachbarten Waldorfschulen aus Witten-Stockum, Hagen, Bochum und Wuppertal hatten jeweils Vertreter mit Glückwünschen entsandt und auch die Dortmunder „Urmutter“ unserer Schule hatte ebenfalls ihre Grüße übermittelt.
Es schloss sich ein „Bunter Abend“ an, den maßgeblich das Lehrerkollegium und die Oberstufe dem Publikum bescherte, und zwar im besten Wortsinne. Dabei wechselten sich z.B. musikalische Ausflüge in die Welt des Rock und Pop ab mit Zaubervorführungen der „Magic Academy“ oder schauspielerischen Angriffen auf die Lachmuskulatur. Insgesamt sorgte der Abend mit seinen verschiedenen Darbietungen für anhaltend gute Laune und zeigte einmal mehr, wie viele Talente
unterschiedlichster Art unsere Schule versammelt.

Am Samstagmorgen traf sich die Schulgemeinschaft mit ihren Gästen zunächst zur Monatsfeier im Saal. Dort trugen alle Klassen mit Gesang und Rezitationen, kleinen Spielszenen, Eurythmievorführungen und musikalischen Darbietungen zu einem sehr harmonischen Miteinander bei. Und obschon so manch Einer auf dem Weg zum Festsaal noch einen skeptischen Blick zum bewölkten Himmel schickte, hatten zahlreiche Helfer gleichwohl die hübsch dekorierten Stände für das anschließende Fest voller Optimismus auf dem Schulhof aufgebaut und „Plan B“ in Festtagslaune „in den Wind geschlagen“. Und tatsächlich: Pünktlich als die Feiergesellschaft aus dem Saal trat, riss der Himmel auf und das Schulgelände lag im Sonnenschein. So machte das Zusammensein gleich noch einmal so viel Spaß.

Begleitet von den rhythmischen Klängen eines Trommel-Workshops konnten beispielsweise Gasballons auf einen Wettflug geschickt oder sportliche Herausforderungen gemeistert werden wie das Schießen mit dem Bogen oder das Balancieren auf der Slackline. Für die Geduldigen unter den Gästen wurde festlicher Körperschmuck angeboten in Form von Hennatattoos oder exklusiver Flechtfrisuren. Lange Warteschlangen bildeten sich vor dem Stand, an dem Tassen und Gläser mit Schullogo erworben werden konnten, die man darüber hinaus auch noch nach persönlichen Wünschen individuell gravieren lassen konnte.
Geschichtlich Interessierten war es in zwei Klassenräumen möglich, auf Zeitreise zu gehen: Mittels Fotoprojektionen konnten sie sich ein Bild von der RSS Witten über die 40 Jahre seit ihrer Entstehung machen; daneben durfte man im Ehemaligen-Café mancher Erzählung von früher lauschen. Mit dieser Beteiligung von Ehemaligen in Wort und Bild, so ist zu hoffen, ist auch ein gutes Fundament gelegt für den Aufbau einer fruchtbaren Alumni-Arbeit unserer Schule.

Und wie es sich für einen runden Geburtstag gehört, durfte natürlich auch eine angemessene Torte an diesem Festtag nicht fehlen. Diese hatten die Bäckerinnen des Demeter-Hofes Sackern in stundenlanger, mühevoller Arbeit im Kühlraum aufgetürmt, sodass Schulleiter Uwe Weiler unter lautem Applaus des Publikums schließlich einen sechsstöckigen, beerenfarbenen Traum aus Buttercreme anschneiden konnte. Jubiläum-WEB-63. Schnell bildete sich denn auch eine Menschentraube um das Konditorenkunstwerk, denn vor allem viele Schüler wollten nun selbstverständlich ein Stück der Geburtstagstorte probieren.
Überhaupt haben wir uns zum Jubiläum auch in kulinarischer Hinsicht reich beschenkt: Das Team der Schulküche sowie eine enorm große Zahl von Eltern hat gekocht, gebacken und liebevoll dekoriert, um gemeinsam ein internationales Buffet zu zaubern, das man wohl nicht besser hätte machen können. Dies wurde an gleich mehreren Standorten auf dem Schulgelände gegen eine kleine Spende angeboten.

2017 Jubiläumsrätsel PlakatGegen Nachmittag erwartete das Publikum dann noch ein weiteres Highlight: Das Quiz „40 Jahre – 40 Köpfe“, bei dem die Schüler während der vergangenen Wochen mit viel Eifer und Ausdauer Kinderfotos den entsprechenden Mitarbeitern der RSS zuordnen durften, wurde aufgelöst; das sorgte für allgemeine Heiterkeit, gleichermaßen aber auch für so manch ungläubig staunendes Gesicht. Über den mit dem Quiz ausgelobten Rundflug, der mit dem historischen Doppeldecker über die Heimat führen soll, durfte sich nach spannendem Losentscheid schließlich eine Schülerin der elften Klasse freuen.

Jubiläum-WEB-109Am Abend kehrte das Fest wieder auf die große Bühne im Saal zurück: Dort spielte das Improvisationstheater "Emscherblut" mit viel Tempo und Wortwitz vor vollen Rängen auf, ganz getreu ihres Mottos: "Geben Sie uns ein Wort. Wir machen Ihnen eine Szene!" Das zehnköpfige Ensemble, von denen vier Mitglieder spielten, ist bereits vielfach ausgezeichnet, zweimal schon konnte es sich gar den Titel des Deutschen Meisters der Impro-Szene erspielen. Insofern durfte das altersmäßig sehr gemischte Publikum wahre Profis der Bühnenwelt bei ihrer vergnüglichen Arbeit beobachten: Jubiläum-WEB-110Allesamt ausgebildete Schauspieler, Pantomime, Sänger, (Kammer-)Musiker und Theaterpädagogen improvisierten auf Zuruf eine höchst unterhaltsame "Story", wobei besonders die Energie der vielen Kinder im Saal dem Ensemble einiges an Kreativität abverlangte. Das Ergebnis: Es wurde viel gelacht! Und anders als bei ihrem ersten Gastspiel an unserer Schule im Jahr 2000, als tatsächlich ein Feuer ausbrach und den Bau in Gänze vernichtete, "brannte" der Saal bei diesem Auftritt von "Emscherblut" dieses Mal nur vor Begeisterung!

2017Nicole6Während das Improtheater sich vor allem an Schüler ab der Mittelstufe richtete, hatten sich die Unterstufenschüler bereits im Juli anlässlich des Schuljubiläums über eine Einladung der besonderen Art freuen dürfen, denn das preisgekrönte Schweizer Theaterensemble „Nicole et Martin“ machte auf ihrer Europa-Turnée exklusiv für unsere Schule Halt in Witten: Auf Hof Sackern errichteten viele helfende Hände das markante weiße Kuppelzelt inmitten von hölzernen Zirkuswagen, jene selbsttragende Konstruktion aus Holzsparren und Baumwolle, die schließlich die Rundbühne eindrucksvoll überspannt. 2017Nicole8Unter dieser Kuppel entsteht die dichte Atmosphäre, auf welche die Theaterstücke der beiden Schauspieler „maßgeschneidert“ sind; dabei bilden die Märchen der Gebrüder Grimm jeweils die erzählerische Grundlage, jedoch entsteht durch artistische Einlagen, stimmungsvolle Musikbegleitung, ausdrucksstarke Tanzelemente sowie Jonglagen eine Art neues poetisches Gesamtkunstwerk. Die Schüler der Klassen 1-4 durften gemeinsam mit zahlreichen Eltern und Geschwisterkindern das Märchen der „Bremer Stadtmusikanten“ mit allen Sinnen erleben, anschließend nutzten noch viele Familien die Idylle des sommerlichen Bauernhofes, um ihre Picknickdecken aufzuschlagen und beim gemeinsamen Essen über das Erlebnis ins Gespräch zu kommen. Dabei waren sich alle schnell einig: eine tolle Aufführung an einem wunderbaren Spielort!

2017MarekMarpleZum fetzigen Abschluss der Jubiläums- feierlichkeiten spielte schließlich die Brasska ’n‘ Soul-Band „Marek Marple“ zum Tanz auf. Die zehn Köpfe der Truppe rund um einige ehemalige Wittener Waldörfler ließen sich vom Dauerregen des Tages nicht abhalten, verdammt gute Laune zu verbreiten; so blieb der eigens mitgebrachte Pavillon für das angedachte Open air-Konzert ein Haufen aus Gestänge und Plane, die Band bezog einfach einen Musiksaal, um mit einer Mischung aus Pop, Reggae, Jazz und Soul auch wirklich Jeden in Bewegung zu bringen. Wie eine der Schülerinnen strahlend auf den Punkt brachte, die mit einigen Klassenkameraden ausgelassen direkt vor der Bühne tanzte: „Die spielen so krass, da muss man einfach tanzen!“ Tatsächlich vermochten die schnellen Rhythmen der zahlreichen Instrumente, insbesondere der Bläser, Schüler, Lehrer, und viele Ehemalige gleichermaßen mitzureißen, doch die schon ausgelassene Stimmung fand nochmals einen Höhepunkt, als Sänger Christoph Vögler das Instrumentarium spontan noch einmal aufstockte: Von Erinnerungen an die eigene Wittener Schulzeit überwältigt verpasste er kurzerhand einem Song mit Hilfe einer Choroiflöte ein neues „Intro“, vom Publikum mit viel Gelächter und Applaus quittiert. Gut zwei Stunden dauerte der Auftritt, bei dem Publikum wie Musiker einfach gut drauf waren und bei dem getanzt wurde, was Parkett und Kondition hergaben – ein fantastischer Abschluss dieser Festwoche!

Endlich durfte auch der Vorbereitungskreis, in dem sich gut ein Dutzend Eltern und Lehrer zusammengefunden hatte, nach über 12-monatiger Arbeit zufrieden aufatmen: Der große Plan ist aufgegangen! – Was aber bleibt? Jubiläum-WEB-43Dieses Schuljubiläum war bei allem, was gut geglückt ist, auch ein riesiger Kraftakt so vieler am Schulleben Beteiligter. Dank gesagt sei daher neben den Organisatoren allen großen und kleinen Helfern, die – anders als bei den liebevoll gestalteten eintägigen Basaren, bei denen unsere Schule ja bestens erprobt ist – dies Großprojekt Schuljubiläum über so viele Einzelveranstaltungen hinweg, teils an mehreren aufeinander folgenden Tagen, „gestemmt“ und so (auch in kulinarischer Hinsicht) erst ermöglicht haben.

Und was noch? Bleiben werden auch das Gefühl von Gemeinschaft, der Stolz, „es“ zusammen geschafft zu haben, der Eindruck die eigene Schule einladend präsentiert, zugleich die „alte Bekannte“ aber auch noch einmal in völlig neuen Facetten kennengelernt zu haben und nicht zuletzt viele schöne, heitere Erlebnisse, die zu Erinnerungen à la „Weißt du noch…?“ taugen.

In diesem Sinne gilt auch für die Zukunft:
„… Wie schön, dass man hier mit Elan
Für’s Leben Vieles lernen kann,
Und das nicht nur mit dem Verstand,
Zugleich auch mit dem Herzen und der Hand.“

Stephanie Möller

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